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Nationalpark Schwarzwald

Unterwegs auf der richtigen Spur

Schnee, Eis und Frost – die Natur braucht den Kälteschock, um im Gleichgewicht zu bleiben. Dabei ist es wichtig, Respekt gegenüber den Tieren zu haben. Wie das am besten gelingt, lernen Interessierte im Nationalpark Schwarzwald.

Autorin: Vanessa Lindner | Fotograf: David Lohmüller | 2. Dezember 2024

Wenn sich die dicke, weiße Winterdecke auf den Schwarzwald legt, ist Ruhezeit angesagt. Zeit für den Winterschlaf, den die Natur nach den warmen Monaten voller Tatendrang braucht. Einjährige Blumen sterben überirdisch ab und die meisten Bäume verlieren ihre Blätter. Was übrig bleibt, wird von Eis und Schnee überzogen. Eine wunderbar bizarre Winterlandschaft, die das Herz vieler Naturliebhaber höherschlagen lässt. Damit der gelingt, kümmern sich im Nationalpark Schwarzwald die Ranger auch im Winter um ihre Schützlinge. Sie gehen mit interessierten Besuchern rund um Baiersbronn auf Spurensuche und sensibilisieren sie für die Bedürfnisse der Waldbewohner.

Doch was für Outdoor-Liebhaber pure Lebensfreude ist, wird für viele Tiere zum harten Kampf ums Überleben.

Heile Winterwelt

Viele Tiere machen es sich im Winter in ihren Quartieren richtig gemütlich, verschlafen Frost und fallende Temperaturen. Draußen wäre es viel zu kalt zum Überleben. Bereits im Herbst fangen sie an, sich für den Winter vorzubereiten. Sie sammeln Heu, Stroh und Blätter für ein bequemes Nest und Samen für den Fressvorrat. Andere futtern sich einen Winterspeck an. Doch wo Nagetiere oder Fledermäuse in einen tiefen Winterschlaf fallen, befinden sich andere wie das Eichhörnchen, der Dachs oder der Waschbär in einem schlafähnlichen Ruhezustand, den sie immer wieder mal zur Nahrungsaufnahme unterbrechen. Dann machen sie sich auf den beschwerlichen Weg, ihre gesammelten Schätze in der Kälte wieder zu finden.

Das Überleben der Tiere garantieren

„Der Winter ist hart für die Natur und die Tiere wollen im Grunde nur eines: überleben“, sagt Friederike Schneider. Die 31-jährige Baiersbronnerin arbeitet im Nationalpark Schwarzwald als Rangerin und streift täglich durch die Wälder. Jede Störung kann für Wildtiere wie Rothirsche und Rehe, Auerhühner, Hasen oder Marder gefährlich werden. „Sie brauchen Ruhe, um mit den Energiereserven aus Sommer und Herbst den kargen Winter überstehen zu können“, erklärt die gelernte Forstwirtin. Sie appelliert an ein respektvolles Verhalten der Nationalparkbesucher. „Um den Tieren das Überleben leichter zu machen, weisen wir im Winter einige zusätzliche, saisonale Sperrungen aus, die die Besucherinnen und Besucher respektieren sollten.“

RespekTIERE Deine Grenzen

Um Grenzen einzuhalten, braucht es wenige Verbote, jedoch den guten Willen eines jeden Naturnutzers und den Respekt vor der Natur. Darum bitten wir Euch auf Euren Streifzügen durch den Nationalpark Schwarzwald folgendes zu beachten:

  • Folgt keinen Tierspuren und vermeidet Lärm
    Bereits bevor Ihr ein Wildtier seht, hat dieses Euch in der Regel bereits bemerkt. Durch ihren feinen Geruchs- und Gehörsinn nehmen sie den Menschen schon frühzeitig wahr, fühlen sich beunruhigt und unterbrechen für längere Zeit ihre Nahrungsaufnahme. Kommt es wiederholt zu Störungen, addieren sich die Folgen und das Risiko, den Winter nicht zu überleben, steigt dramatisch.

  • Geht nicht querfeldein
    Für das Störungsempfinden von Wildtieren ist es entscheidend, ob menschliche Aktivitäten „auf Wegen" oder „abseits von Wegen" stattfinden. Wildtiere können potenzielle Gefahren auf Wegen richtig einschätzen, ihr Verhalten an die Störreize anpassen und sich sogar an diese gewöhnen. Abseits der Wege kann ein einzelner Mensch jedoch eine energiezehrende Fluchtreaktion auslösen, die vor allem im Winter lebensbedrohlich für das Tier sein kann.

  • Vermeidet den Aufenthalt im Wald bei Nacht

    Wegnahe Bereiche werden von Wildtieren tagsüber gemieden, da diese den Verlauf der Wege kennen und sich in ruhigere Waldgebiete zurückziehen. Nachts werden allerdings diese Wege gezielt, vor allem von Rotwild, zur Fortbewegung und zum Fressen an den Wegerändern aufgesucht. In der Dämmerung und nachts solltet Ihr Euch daher nur in siedlungsnahen Bereichen bewegen.

Der Natur auf der Spur

Respekt bedeutet aber nicht, dass man diese besondere Zeit in der Natur nicht genießen darf. Im Nationalpark rund um Baiersbronn gibt es ausgewiesene Wanderwege, Schneeschuh-Trails und Loipen, die auch im Winter ein Naturerlebnis möglich machen. Allerdings verleitet „der Schnee dazu, dass einige Besucher die Pfade verlassen und in die unberührten Schneefelder stapfen. Klar ist das toll. Aber dass sie dabei viele Tiere aufscheuchen, ist ihnen nicht bewusst“, sagt Friederike Schneider.

Denn für die Tiere bedeuten nahe Menschen Gefahr und Gefahr heißt für sie Flucht.

Im Winter jedoch haben sie zum Fliehen zu wenig Energie. So ist eine der wichtigsten Aufgaben der Nationalpark-Ranger, Wanderer und Schneeschuhgänger abseits der markierten Pfade, wieder auf die richtige Spur zu bringen. „Die meisten gehen schnell zurück auf den Weg, wenn sie verstehen, was sie den Tieren antun, die sie gar nicht sehen.“ Um möglichst viele Waldbesucher zu erreichen, bieten die Ranger auch organisierte Langlauf-, Wander- oder Schneeschuh-Touren an. Besonders spannend und ein einzigartiges Erlebnis im Winter sind die Spurenwanderungen. Denn wenn der Schwarzwald mit Schnee bedeckt ist, entdeckt man viele Spuren, die einem im Sommer entgehen. Vor allem die der kleinen Tiere. Und für die, möchte die Rangerin die Waldbesucher besonders sensibilisieren.

Links

Weitere Infos rund um den Nationalpark Schwarzwald

  • Aussichtsplattform Adlerhorst auf dem Wildpfad im Nationalpark Schwarzwald.
    © Black Forest Collective

    Nationalpark Schwarzwald

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  • Außenansicht des Nationalparkzentrums Ruhestein.
    © Daniel Müller/Nationalpark Schwarzwald

    Nationalparkzentrum Ruhestein

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  • © Baiersbronn Touristik / Max Günter

    Nationalparkhaus Herrenwies

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  • Bergige Landschaft in der Nationalparkregion Schwarzwald.
    © Black Forest Collective

    Nationalparkregion Schwarzwald

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